Die Wurzelkanalrevision als Alternative zur Wurzelspitzenresektion / Fachartikel von Dr. Patrick Prinz
Dr. Patrick Prinz hat auf JAMEDA.DE (Deutschlands größter Arztempfehlung) einen Fachartikel zum Thema "Wurzelkanalrevision oder Wurzelspitzenresektion?" veröffentlicht. Zu seinem persönlichen Profil gelangen Sie hier oder lesen Sie den vollständigen Artikel untenstehend:
Die Frage „Wurzelkanalrevision oder Wurzelspitzenresektion?“ stellt sich meist dann, wenn ein bereits wurzelbehandelter Zahn Probleme macht und Schmerzen versursacht. Diese Schmerzen können z.B. auftreten, wenn eine Wurzelkanalbehandlung zwar durchgeführt wurde, aber nicht vollständig erfolgt ist. Zum Beispiel wenn der Zahnarzt nicht alle Wurzelkanäle eines Zahns „gefunden“ hat oder sie nur unvollständig füllen konnte.
Eine weitere Möglichkeit ist, dass die behandelten Wurzelkanäle von Bakterien besiedelt wurden. Dies kann passieren, wenn Undichtigkeiten im Wurzelkanalsystem den Bakterien die Möglichkeit geben, sich im nicht-abgedichteten Wurzelraum auszubreiten. In der Folge kann es - auch noch Jahre nach der erfolgten Wurzelbehandlung - zu einer Entzündung und damit einhergehenden Schmerzen im Bereich der Wurzelspitzen kommen.
Um die Beschwerden zu behandeln, bietet sich dann entweder die Wurzelkanalrevision oder die Wurzelspitzenresektion an. Ziel beider Behandlungsarten ist es gleichermaßen die Entzündung im Bereich der Wurzelspitze und damit die Schmerzen zu beseitigen.
Während meiner langjährigen Erfahrung als Zahnarzt hat sich die Wurzelkanalrevision als erfolgsversprechende Alternative zur Wurzelspitzenresektion herausgestellt. Im Nachfolgenden werde ich die beiden Behandlungsformen für Sie erläutern und bewerten.
Bei der Wurzelspitzenresektion erfolgt vom Zahnfleisch aus ein chirurgischer Eingriff, bei dem die Spitze der entzündeten Wurzel, zusammen mit dem betroffenen Gewebe, gekappt wird. Bei einer Wurzelspitzenresektion wird also die entzündete Spitze einer Zahnwurzel abgeschnitten. Dies geschieht normalerweise in einem operativen Eingriff unter örtlicher Betäubung. Dabei wird das entzündete Gewebe entfernt, der Innenraum des Zahns gereinigt und der verbleibende Hohlraum versiegelt.
Bei der Wurzelkanalrevision handelt sich dagegen um einen sanfteren, nicht-chirurgischen Eingriff. Ziel ist es dabei, die unvollständige Wurzelfüllung aus den Wurzeln zu entfernen und durch eine erneute bakteriendichte Wurzelfüllung wiederherzustellen. Vorher wird der Wurzelraum durch Spülungen und Desinfektion von Bakterien befreit. Dabei ist der sog. „Kofferdam“, ein Gummituch zur Isolierung des Zahnes von der Mundhöhle, ein unverzichtbares Hilfsmittel. Er soll verhindern, dass neuen Bakterien in den Zahn gelangen, während die Wurzel gefüllt wird.
Nach erneuter Wurzelbehandlung bildet sich im besten Fall die Entzündung an der Wurzelspitze zurück. Der Kieferknochen kann sich regenerieren und die Beschwerden lassen nach. Die Erfolgsraten einer Wurzelkanalrevision liegen nach meinen persönlichen Erfahrungen hinreichend hoch. Auch die Fachliteratur sieht den Behandlungserfolg bei 60 - 80 Prozent¹.
Daher lautet mein persönliches Fazit: Die Wurzelkanalrevision sollte zeitlich immer vor der Wurzelspitzenresektion erfolgen. Sie verspricht gute Erfolgsquoten und macht eine Wurzelspitzenresektion häufig unnötig. Die Wurzelspitzenresektion sollte also erst dann erfolgen, wenn ein Zugang über den Zahn in die Wurzeln nicht möglich ist, oder nicht zum Erfolg geführt hat.
Bitte beachten Sie, dass sich Komplikationsrisiken auch mit sorgfältigster Behandlung nicht immer ausschließen lassen. Ziel der hier vorgestellten Behandlungsoptionen soll immer der Erhalt Ihrer Zähne sein. Wiederholt auftretende Entzündungen können allerdings dazu führen, dass beide Behandlungsmöglichkeiten nicht mehr erfolgsversprechend sind. So kann letztendlich doch die Entfernung des Zahnes nötig werden. Daher sollten Sie Ihren Zahnarzt/Ihre Zahnärztin immer um eine individuelle Einschätzung Ihrer persönlichen Risiken bitten.
¹ Friedman S: Treatment outcome and prognosis of endodontic therapy. In: Orstavik D, PittFord TR: Essential Endodontology. Blackwell Science, Oxford UK 1998, 367-401